Die Totenfeste dieser Welt: Obon in Japan

Die Totenfeste dieser Welt: Obon in Japan

In die Heimat zurückkehren, der Toten gedenken und dabei fröhlich tanzen: Das ist das japanische Totenfest Obon!

Heute tauchen wir tief in die japanische Kultur ein und schauen, wie dort den Toten gedacht wird. Dabei kannst du dich auf viele kulturelle Unterschiede zu Deutschland einstellen, denn bei den Japanern wird mit dem Tod ganz anders umgegangen als hierzulande. Dem Fest liegt die Idee zugrunde, dass die Seele sich nach dem Tod erneuert. Das wird in den Bräuchen zum Fest besonders deutlich!

 

Wann findet das Obon-Fest statt und wo liegt der Ursprung?

Obon ist ein traditionelles buddhistisches Fest. Das Wort “Obon” ist dem Sanskrit-Wort ullambana entlehnt, was “kopfüber in der Hölle hängen” bedeutet, also das, was den Geistern geschieht. Jedoch dürfen sie einmal im Jahr aus der Unterwelt zurückkehren. An Obon werden die Seelen gerettet. Die Festlichkeiten dauern drei Tage an und finden im westlichen Teil Japans im August statt. Im östlichen Teil Japans findet das Fest vom 13. - 16. Juli statt. 

Ganz genau ist gar nicht bekannt, worauf das Obon-Fest basiert. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Erntefesten, Ahnenfesten und dem “Fest der hungrigen Geister”, das aus China stammt. 

Man sagt, dass das Fest einer indischen Legende entspringt. Diese besagt, dass einem jungen Mann der Geist seiner Mutter im Traum erschien und diese sehr aufgebracht war. Um den Geist milde zu stimmen, legte er Mahlzeiten an ihr Grab und als sie ihm das nächste Mal erschien, schien sie besänftigt zu sein. 

 

Traditionen und Rituale zu Obon

Der Bon Odori, also der zum Fest traditionelle Bon-Tanz, entstand ebenfalls aus einer Legende: Einem Jünger Buddhas erschien der Geist seiner Mutter im Traum, die sich der Selbstsucht hingab. Entsetzt ging er zu Buddha und fragte, wie er seine Mutter aus dem Geisterreich befreien könnte. Buddha sagte zu ihm, dass er am 15. Juli ein Fest für die letzten 7 Ahnengenerationen ausrichten sollte. Als er dies tat, befreite er seine Mutter und erkannte außerdem, welche Opfer sie für ihn gebracht hat. Vor Freude und Dankbarkeit tanzte der junge Mann schließlich, woraus der traditionelle Bon Odori entstand.

Die Schritte untermalen einen Liedtext und so sind diese meist schnell zu erlernen. Auch Touristen werden häufig in den Tanz mit eingebunden. Die verschiedenen Gegenden Japans haben oftmals ihre eigene Art, den Bon Odori zu tanzen. Für den Tanz werden in öffentlichen Parks und an Schulen Yugara-Bäume aufgestellt, welche die Bühne darstellen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um richtige Bäume, sondern um eine Art Turm. In Yukatas (leichten Versionen von Kimonos) wird um den Baum herumgetanzt.

Eine weitere Tradition ist das Feuerritual Okuribi. Damit werden die Seelen der verstorbenen Ahnen am Haus begrüßt. Durch ein “Geleitfeuer” werden sie am Ende des Festes wieder ins Jenseits geschickt. Außerdem gibt es Laternen, in denen ein Feuer entzündet werden kann. Diese werden schwimmen gelassen und dienen als Wegweiser für die Verstorbenen. Ebenso werden leuchtende Laternen an die Gräber gebracht. In Kyoto werden die größten Feuer gezündet.

Traditionelle Speisen gehören natürlich ebenso dazu. Die Geister sollen damit angelockt werden. Am ersten Tag werden süße Reisklöße serviert, am zweiten Tag Nudeln und am dritten Tag wieder Süßspeisen. Die meisten Japaner nutzen die Festlichkeiten außerdem, um in die Heimat zu fahren und die Zeit mit ihrer Familie zu verbringen, wodurch eine große Reisewelle im Land ausgelöst wird. Vor Beginn der Feierlichkeiten besuchen die Angehörigen meist die Gräber und bringen Opfergaben und entzünden Weihrauchstäbchen. 

 

Ein fröhliches Fest

Du siehst, dass das Obon-Fest keinesfalls eine trübe Angelegenheit ist, sondern dass der Toten auf fröhliche Art und Weise gedacht wird. Das Fest hat damit nicht nur Ähnlichkeiten zum chinesischen Fest der hungrigen Geister, sondern auch zum mexikanischen Día de los Muertos, an dem man die Gräber der Ahnen besucht, ihnen Opfergaben bringt und ihnen mithilfe von Feuer oder Blüten den Weg weist.

Auch dass getanzt wird, gehört beim Día de los Muertos und auch dem Gai Jatra in Nepal dazu. Es ist doch eine schöne Vorstellung, dass den Toten fröhlich und lächelnd gedacht wird, statt weinend und einsam zu bleiben, nicht wahr? 

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