Kannibalismus-Fälle, Teil 7 - Nasino: Stalins Kannibaleninsel

Kannibalismus-Fälle, Teil 7 - Nasino: Stalins Kannibaleninsel

Im heutigen Teil der Kannibalen-Reihe besuchen wir Stalins Kannibaleninsel Nasino, auf der sich Schreckliches zutrug!

Heutzutage ist uns bekannt, dass es damals unter Stalin in der UdSSR die sogenannten Gulags, die Arbeitslager, gab, in der von inhaftierten Menschen Zwangsarbeit verrichtet werden musste. Wer aber glaubt, dass das unter Stalin eine der schlimmsten Straf- und Unterdrückungsmaßnahmen war, der hat noch nichts vom Straflager Nasino gehört!

Als “Tragödie von Nasino” ging zwischen Mai und August 1933 eine Zeit in die Geschichte ein, die so eigentlich ganz anders von der Regierung geplant war.

 

Schwere Folgen der Entkulakisierung und Zwangskollektivierung

In den 1930er Jahren geriet die Sowjetunion in eine schwere Krise: Als Folge der Entkulakisierung (Vernichtung, Deportation und Enteignung von Bauern) und Zwangskollektivierung (die Durchsetzung, dass Bauern ihre individuellen Bauernhöfe aufgeben und sich sozialistischen Großbetrieben anschließen) kam es zu erheblichen Versorgungsengpässen und somit zur Hungersnot. Infolgedessen geschah es, dass Menschen in Massen aus von Hungersnot geplagten Gebieten flüchteten. Schon zu dieser Zeit häuften sich Vorkommen von Kannibalismus, um den Hunger zu bekämpfen.

Zum Höhepunkt kam es jedoch auf der Insel Nasino: Dorthin wurden von der Regierung sogenannte „sozial-schädliche und deklassierte Elemente“, also vertriebene Bauern, Kriminelle, Arbeitslose, Flüchtlinge und am Bahnhof abgegriffene Menschen, deportiert, damit diese dort die Wildnis bewohnbar machten.

 

Unhaltbare Zustände auf Nasino

Doch von Vorbereitung für die Siedlungsbildung vor Ort konnte keine Rede sein: Lebensmittel, Werkzeuge oder gar Medikamente gab es nicht. Der Krankheitszustand der Verschleppten ließ oftmals zu wünschen übrig, doch was ebenso schlimm war, war der sehr früh einsetzende Kannibalismus. Unter anderem wurde Jagd auf Frauen gemacht, um ihnen das “zarte Fleisch” herauszuschneiden. Da die Vorfälle jedoch schon so zeitig begannen, wurde davon ausgegangen, dass einige der Inselbewohner zuvor schon Kannibalen waren.

Besonders eine tragische Liebesgeschichte ging in die Annalen ein: Der Aufseher Kostia Venikov verliebte sich in eine der deportierten Frauen und beschützte sie. Eines Tages musste er die Insel jedoch verlassen und bat einen Kollegen, auf sie aufzupassen. Er verlor sie jedoch aus den Augen und daraufhin wurde sie von anderen Deportierten geschnappt, an einen Baum gefesselt und verstümmelt. Kostia Venikov fand sie bei seiner Rückkehr, konnte jedoch nichts mehr für sie tun.

Die Geschichte der “Kannibalen-Insel”, wie Nasino auch genannt wird, zeigt, dass Stalins Plan nach nur drei Monaten, nach denen von ca. 6100 Deportierten nur rund 2000 übrig blieben, in abgrundtiefem Chaos und Gewalt geendet hat. Doch nach der Tragödie und dem Abbruch des Projekts kamen die “schädlichen Elemente” nur vom Regen in die Traufe - denn auch die Gulags zogen sich nachfolgend wie Inseln über das Gebiet der Sowjetunion.

Im nächsten und letzten Teil unserer Reihe geht es um einen Vater, der seine Tochter gegessen hat. Wie ist es dazu gekommen? lest selbst!

 

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