Wie man mit Absinth die Geister rief…

Wie man mit Absinth die Geister rief…

Ist Absinth wirklich so schlimm, wie man es jahrelang annahm? Wir entzaubern das alkoholische Getränk und erklären dir, was es mit der grünen Fee auf

Ist Absinth verboten oder nicht? Das Teufelszeug, dessen Mythos von ungeheuerlichsten Geschichten und Erfahrungsberichten untermauert wird, darf getrunken werden. Und die Enttarnung seiner tiefsten Geheimnisse und seiner Wirkung kann jeder willige Proband im Selbstversuch ausprobieren!

 

Die Geschichte des Absinths

Absinth, das magische, giftgrüne Getränk der Künstler. Wer hat nicht schon davon gehört, oder es gar selbst genossen? Laut dem Mythos soll beim Genuss von Absinth eine grüne Fee erscheinen. Berühmtheiten wie Vincent van Gogh, Ernest Hemingway, Edgar Allan Poe und Oscar Wilde schworen auf die anregende, mystische Wirkung des grünen Kräuterschnapses. Die Kräuter Wermut, Anis und Fenchel geben dem Gebräu seinen charakteristischen, würzigen Geschmack. Vom lateinischen Namen für Wermut „Absinthium“ leitet sich auch der Name Absinth ab.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Absinth vor allem in Frankreich und anderen europäischen Staaten ein Modegetränk. Es stand allerdings schnell im Ruf schwer abhängig und krank zu machen. Dies wurde dem Thujon angelastet, einem Nervengift, welches im Absinth vorhanden war und zu Halluzinationen, Blindheit, Krämpfen und körperlichem Verfall führen sollte. Besondere Berühmtheit erlangte die grüne Stunde. Hierbei galt es in Frankreich als besonders chic, zwischen 17:00 und 19:00 Uhr in rauen Mengen Absinth zu trinken.
Nach einem aufsehenerregenden Mordfall im August 1905 wurde Absinth in den USA, Frankreich, Deutschland und den meisten anderen europäischen Staaten verboten. Der Weinbergarbeiter Jean Lanfray hatte nach großzügigem Absinth-Genuss nicht nur seine schwangere Frau, sondern auch seine 2- und 4-jährigen Töchter ermordet. Nach vielen Jahrzenten des Verbots änderte sich aber die Einstellung zu dem Schnaps. In den 90ern erlangte Absinth wieder eine Art Kultstatus. Verschiedene Hersteller klagten im Zuge dessen gegen das Verbot. Seit 1998 ist der Genuss von Absinth wieder erlaubt.

 

Die grüne Fee – entzaubert!

Doch nun ist die grüne Fee entzaubert. Ein Forscherteam um Dirk Lachenmeier vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt in Karlsruhe untersuchte in einer Studie die Inhalte alter, erhaltener Absinth-Flaschen. Das Ergebnis: Der Absinth unserer Vorfahren enthielt weit weniger Thujon als angenommen, nämlich genauso wenig wie heutiger Absinth. Der Thujon-Gehalt war sogar so niedrig, dass eine messbare Wirkung ausgeschlossen ist. Schuld an den schädlichen Auswirkungen war schlicht der extrem hohe Alkoholgehalt, der auch heute noch zwischen 45 – 85 % liegt. Auch die zahlreichen Fuselstoffe, die im damals qualitativ sehr minderwertigen Absinth zu finden waren, dürften für die schweren gesundheitlichen Schäden verantwortlich gewesen sein. Wegen des hohen Alkoholgehalts wird Absinth ausschließlich mit Wasser verdünnt getrunken. Dabei gibt es mehrere traditionelle Rituale, um den Feentrunk zu trinken. Das tschechische Feuerritual ist dabei das Spektakulärste.
 


Rezept: Tschechisches Feuerritual

Dazu werden 1 bis 2 Stückchen Würfelzucker auf einen speziellen Absinth-Löffel gelegt, der auf dem Trinkglas aufliegt. Eine kleine Menge Absinth, welche über die Zuckerwürfel gegossen wird, tränkt den Zucker mit Alkohol, damit er angezündet werden kann. Sobald der Zucker Blasen wirft, wird kaltes Eiswasser über den Löffel gegossen, bis das Glas ausreichend gefüllt ist. Hierbei färbt sich das Getränk auf magische Weise von Giftgrün zu milchig Weiß. Das Mischungsverhältnis Absinth zu Wasser beträgt 1:3 oder 1:5.
     
Und nun Prost! Ist euch auch schon mal die grüne Fee erschienen?

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