Wolf Maske Werwolf grau
Werwölfe - Die unheimlichsten Kreaturen aus Legenden, Sagen und Fabeln, Teil 5
Kommt mit in die Welt hundeähnlicher Bestien und ihr werdet erfahren, dass Werwölfe keineswegs eine Erfindung der Filmindustrie sind!
Wer schon einmal in einer dunklen Umgebung den hellen Vollmond am sternenklaren Himmel gesehen hat, der weiß, wie magisch dieser wirken kann! Eine Kreatur kann davon gar ein Lied singen: der Werwolf. Wir kennen sie als Menschen, die sich allmonatlich bei Vollmond in eine wilde Wolfsbestie verwandeln. Manchmal werden sie als Gegenspieler der Vampire dargestellt, die wir bereits letzte Woche vorgestellt haben! Aber woher kommt dieser flauschige Mondanbeter?
Was ist ein Werwolf? Namensursprung und Darstellung
Das Wort Werwolf besteht im ersten Wortteil aus dem germanischen Wort wer, was für Mann steht und dem deutschen Wort Wolf, das für das Tier steht. So entsteht das Wort "Mannwolf" (oder “Wolfsmensch”), was genau das bezeichnet, was es ist: Ein Wesen zwischen Wolf und Mensch. Es kann der Therianthropie zugeordnet werden, was die Verwandlung eines Menschen in ein Tier bezeichnet. Vor allem in Religion und Mythologie ist das Wesen weltweit verbreitet.
Werwölfe haben natürlich bestimmte Eigenschaften: Sie verwandeln sich bei Vollmond und wenn sie andere Menschen beißen, dann werden diese ebenfalls zu Werwölfen. Werwölfe sind sehr kräftig und sehr hungrig. Durch den Ruf seines Packs werden diese angezogen, denn sie sind Rudeltiere und nur ungern allein. In Filmen können sie sich sehr schnell von Verletzungen erholen, Silber jedoch ist tödlich für sie.
Historischer Ursprung
Nicht erst seit Hollywood-Filmen sind Werwölfe im Gespräch: Lykanthropie (griech. lýkos = Wolf, ánthrōpos = Mensch), also die Verwandlungen zwischen Mensch und Wolf gehen geschichtlich weit zurück. Das Gilgamesch-Epos aus dem babylonischen Raum ist das älteste schriftliche Zeugnis, in dem die Göttin Ištar einen Schäfer in einen Wolf verwandelte. Auch in der griechischen Mythologie ist bekannt, dass Zeus den König Lykaon ebenfalls verwandelte.
In der isländischen Egils saga und der Völsungasaga ist jeweils von Werwölfen die Rede. In der ersten gibt es den Großvater Egils, der für einen Werwolf (“Abendwolf”) gehalten wurde. Die Letztere behandelt Sigmund und seinen Sohn Sinfiötli, die im Wald leben und sich zeitweise in Wölfe verwandeln. Die Völsungasaga ist im Übrigen Vorlage für Wagners Oper “Die Walküre”!
Eine weitere Quelle für den Werwolfmythos schafften die Skythen, die nördlich des Schwarzen Meeres lebten, denn diese berichteten über die Neuren, ein Nachbarvolk: Jeder der Neuren verwandle sich angeblich einmal jährlich in einen Wolf und dann wieder zurück in einen Mensch.
Werwolfsprozesse
Besonders bekannt in Bezug auf das Mittelalter sind natürlich die Hexenverbrennungen. Worüber man wohl weniger nachdenkt, ist, dass auch der Glaube an Werwölfe weit verbreitet war. Die sogenannten Werwolfsprozesse fanden überall in Europa statt.
In einem Fall aus dem frühen 17. Jahrhundert ist zum Beispiel von dem Hirten Johann Huke die Rede: Er war Tierarzt und hatte angeblich magische Kräfte. Die Bauern ließen ihre Tiere oftmals von ihm vor Wölfen schützen. Einmal schlug der Wolfsbann jedoch fehl - Huke wurde bezichtigt, ein Werwolf zu sein und ein Schaf gerissen zu haben. Er gestand und wurde auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Ein anderer Fall aus Bedburg bei Köln wurde ebenso bekannt: Der Bauer Peter Stubbe (manchmal auch Stump mit Nachnamen verzeichnet) hatte angeblich als Werwolf innerhalb von 25 Jahren 13 Kinder umgebracht und sich an zwei Mädchen vergangen. Er wurde zusammen mit seiner Frau - einer “Teufelin” - und seinem Kind hingerichtet. In der Gegend um Bedburg wird der Werwolf auch heute manchmal noch “Stüpp” genannt.
Werwölfe in der Popkultur
Wie so manch andere Kreatur, fand auch der Werwolf über die Mythologie seinen Weg in Filme und Bücher. So mancher Film- und Literaturfan wird schon dem einen oder anderen Werwolf begegnet sein! In dem französischen Film “Der Pakt der Wölfe” wird zum Beispiel der Fall der sogenannten “Bestie von Gévaudan” verarbeitet, der im Süden Frankreichs im 18. Jahrhundert viele Menschen zum Opfer fielen.
Christian Morgenstern behandelt den Werwolf ironisch, indem er ihn dekliniert (“den Wenwolf”, “des Weswolfs” usw.), während sich in Stephen Kings Roman “Der Talisman” der Protagonist mit einem Werwolfsjungen anfreundet.
Auch bei den “Vampire Diaries”, bzw. “The Originals” sind Werwölfe zu finden, die durch einen Fluch sogar dazu gebracht werden können, zwangsweise Wölfe zu bleiben. Sie sind die Gegenspieler der Vampire, doch es entstehen auch Allianzen, Freundschaften und Partnerschaften zwischen den Wesen.
Wer “Harry Potter” kennt, weiß, dass es einen Professor gibt, der sich in einen Werwolf verwandelt: Prof. Remus Lupin kann jedoch durch einen Zaubertrank in Schach gehalten werden. Seine Figur ist eine Metapher für Ängste und Vorurteile gegenüber chronisch Kranken in der realen Welt.
Auch in "World of Warcraft" haben sich die Werwölfe breit gemacht: als “Worgen” tauchen sie im Spiel auf und sind schon seit Längerem eine spielbare Rasse.
Nun wisst ihr, dass die Werwölfe aus euren Lieblingsfilmen, -serien und -büchern einen ganz realen Ursprung haben. Mythologie und reale Vorfälle sind dafür die Anknüpfungspunkte.
Habt ihr einen Werwolf aus Film, Literatur (oder Realität?), den ihr besonders gut findet? Verratet es uns in den Kommentaren!
Zu Teil 1: Das Ungeheuer von Loch Ness
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